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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 06.10.2002


Ich fühle mich HipHop
bianca theurer

Ich fühle mich HipHop. Joy Denalane mit ihrem Debütalbum "Mamani". Ein Interview.




Erste Erfolge feierte Joy Denalane mit dem Freundeskreis-Duett "Mit Dir".
Seit Frühjahr 2002 ist ihr Debütalbum "Mamani" im Handel. Jetzt geht die gebürtige Berlinerin auf Tour und wird supportet von Manumatei.



Dein Vater ist Südafrikaner, deine Mutter Deutsche. Leben alle Familienmitglieder in Deutschland?
Joy Denalane:
Zwei Tanten und meine Cousins sind in Soweto, Südafrika.
Der Rest lebt in Berlin - außer meiner Mutter. Sie ist vergangenes Jahr gestorben. Ich habe sie verloren, als ich gerade selbst Mutter wurde. Dass sie sterben würde, wusste ich, sie hatte Krebs. Trotzdem war es ein Schlag.
War es schwer, in dieser Situation dein Album aufzunehmen?
Joy Denalane:
Die ersten Stücke waren sehr schwierig. Irgendwann ging es aber relativ normal weiter. In das Album habe ich viel Zeit investiert und Liebe.
Es ist inspiriert von alten Platten meines Vaters: Musik von Südafrikanerinnen, die in den 60er Jahren ins Exil gingen. Aus Afrika und Amerika entstand eine Symbiose aus jazzigem Soul und afrikanischer Musik: Schwarze Musik zweier Kontinente vereint.
Singst du das "Kinderlied" deinem Sohn vor?
Joy Denalane:
Ja - aber er reagiert nicht darauf. Jesaja gefällt es besser, wenn ich "lala" singe. Kinder mögen lustige Töne gerne.
Du machst Karriere, bist Mutter und engagierst dich sozial - wie schaffst du alles unter einen Hut zu bekommen?
Joy Denalane:
Nein. An meiner Seite habe ich Max (Anm. d. Red.: Sänger von Freundeskreis), der mich unterstützt und einen Babysitter. Soziales Engagement kostet nicht viel. Ich habe nichts gegen Lieder, die vom Ausgehen und shake-your-ass handeln. Aber davon gibt es zu viele. Ich möchte über das singen, was mich bewegt, und inhaltlich etwas über Südafrika vermitteln. Was da passiert ist und derzeit passiert. Wir werden täglich mit Information überflutet und sind kaum in der Lage zu filtern. Ich will ins Detail gehen.
Sind deine Texte autobiographisch?
Joy Denalane:
Nicht alle. Ich musste noch nie jemanden so böse verlassen, wie in "Geh jetzt" besungen. Weil bisher niemand so böse zu mir war.
Ist HipHop für dich ein Lebensgefühl?
Joy Denalane:
In meiner Pubertät hat HipHop mein Leben verändert. Da ich eine schwarze Frau war, konnte ich den Lifestyle transportieren, den Jungs cool fanden. Die Typen wurden auf einmal auf mich aufmerksam. Ich fühle mich "HipHop". Wie eine Frau, sehr weiblich. Aber ich kann mich auch rough gebärden. Das ist bestimmt ein Lebensgefühl...
Wie geht es weiter?
Joy Denalane:
Vor einigen Tagen drehten wir in Berlin das neue Video. Mit Max zusammen. Er hat den Look gemacht, die Geschichten erzählt, das Bühnenbild bestimmt und einfach wahnsinnig Input gehabt. Ich mag seinen Style.



Joy Denalane
Mamani
Label: FOUR MUSIC
Preis: 19,99 EUR
Mit Hörprobe

Joy Denalane & Band "Mamani"


Kunst + Kultur

Beitrag vom 06.10.2002

AVIVA-Redaktion